Scheißhausliteratur (5) The Glass Rainbow

Veröffentlicht 27. April 2017 in Scheißhausliteratur

„The Glass Rainbow“ ist bereits der achtzehnte (!) Roman über den Louisiana-Cop Dave Robicheaux und seinen besten Freund & Partner, die menschliche Dampframme Clete Purcell.

Auf den Autoren James Lee Burke bin ich vor über zwanzig Jahren gestoßen in Form seines dritten Robicheaux-Romans namens „Black Cherry Blues“ gestoßen. Da gibt’s eine Szene, in der Robicheaux über einen Bergpass fährt, während ein Sturm vorüberzieht, und wie Burke diesen Sturm über, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, eine ganze Seite in Worten malt habe ich nie vergessen.
Wenn einer Wetter und Landschaft und sogar Essen beschreiben und Atmosphäre kreieren kann, dann James Lee Burke.
Die meisten seiner Romane sind Krimis, in denen es weniger um clever gestrickte Fälle geht, als um die Figuren. Eigentlich sind es immer wieder dieselben: Psychopathen und machtbesessene, korrupte Reiche, die glauben sich nehmen zu können, was sie wollen. Ob in den Dave Robicheaux-Romanen, denen über den texanischen Sheriff Hackberry Holland oder dessen Cousin, den Anwalt Billy Bob Holland, man könnte behaupten, Burke erzählt immer wieder dieselbe Story. Und ich verschlinge sie jedesmal, seit zwanzig Jahren.
Wenn ich James Lee Burke lese, kann ich Louisiana, Texas oder Montana fühlen und riechen. Den Regen, der auf Hüte prasselt, die schwüle Hitze, die einem das Hemd auf der Haut kleben lässt, das kalte Kondenswasser auf einer gekühlten Bierflasche, den Geschmack eines Po’Boy Sandwiches, die Elektrizität eines Gewittersturms, die Farbe des Abendhimmels und die Wolken über dem Bayou oder den Bergketten Montanas.

James Lee Burkes Romane sind wie melancholische Gedichte, die sich nicht reimen, Geschichten über die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich in einem Amerika, das modern und rückschrittlich zugleich ist.