Scheißhausliteratur (7) The Brass Verdict
Ich steh auf amerikanische Krimis oder Mysteries, wie es die Amis nennen. Im Gegensatz zu vielen deutschen Krimis, die wie die viele deutsche Krimiserien selten über die schnarchige Wo-waren-sie-zwischen-acht-und-fünf-Mentalität hinauskommen, sind bei den Amis die Figuren immer genauso stark wie die Plots oder eben noch besser, bzw. das eigentlich Interessante an den Büchern.
Ein Autor schafft es allerdings immer, dass ich mich für die Krimi-Plots und Abläufe der Ermittlungen genauso interessiere wie für die Figuren. Und das ist Michael Connelly.
Seine Roman-Reihe über Detektive Harry Bosch (inzwischen auch als sehr gute TV-Serie auf Amazon) ist einer der besten Ermittler-Krimis, die man finden kann.
In The Brass Verdict spielt Harry Bosch allerdings nur eine Nebenrolle. Hauptfigur hier ist, zum zweiten Mal nach The Lincoln Laywer, der Strafverteidiger Mickey Haller, dessen Büro der Rücksitz eines Autos ist, und den mehr mit seinem beruflichen Gegenpart Harry Bosch verbindet, als er zunächst selber ahnt.
In den Haller-Romanen erhält man einen interessanten Einblick in die zum Teil sehr befremdlichen Abläufe und Mechanismen des amerikanischen Rechtssystems.
Und als ich gegen Ende von The Brass Verdict zunächst von der Auflösung des Falls enttäuscht war, verpasst Connelly der Story mit den letzten zwei Kapiteln noch mal fix weitere Drehungen und Offenbarungen.
Connellys Schreibe ist kurz und knapp und nüchtern, er hält sich nicht mit blumigen Beschreibungen oder Chandlerlscher „She gave me a smile I could feel in my hip pocket“ Stilistik auf , seine Kapitel treiben gnadenlos den Plot voran. Trotzdem springt die Atmosphäre von Los Angeles, in der sowohl die Bosch-, als auch die Haller-Romane spielen, förmlich von den Seiten. Die Stadt ist ebenso Charakter der Geschichten wie die Cops, Anwälte und Kriminellen.
PS: Michael Connellys Romane spielen alle im selben Universum und diverse Figuren, die nur einen oder zwei eigene Romane haben, wie der Reporter Jack McEvoy oder die FBI-Agentin Rachel Walling tauchen immer wieder in den Bosch und Haller-Geschichten auf.
ng