Schreiben: „Freedom to have time for the good things to happen“

Veröffentlicht 17. September 2017 in Schreiben

Kürzlich habe ich das Buch „Catching the Big Fish – Meditation, Consciousness, and Creativity“ von Regisseur David Lynch gekauft.

Und gleich in einem der ersten Kapitel hatte ich einen dieser „Ganz genau!“-Momente, die man manchmal hat, wenn andere Kreative über ihre Arbeit reden bzw. schreiben.

Ich habe in letzter Zeit immer wieder festgestellt, dass ich eine gewisse Anlaufzeit brauche, bevor ich mit dem Schreiben beginne. Ein bisschen so wie ein Hai, der sein Opfer eine Weile umkreist, bevor zuschlägt. So umkreise ich die Tastatur, manchmal eine Stunde, manchmal zwei, bevor meine Finger wirklich Worte in den Computer hämmern. Mit etwas Glück kommt man in den „Flow“ oder im besten Falle sogar „in the Zone“, wie ich es nenne, und dann kann und will man gar nicht mehr aufhören.

Aber „anfangen“ ist der Punkt. Und dazu schreibt David Lynch im Kapitel „The Art Life“ folgendes:

„… Bushnell Keeler, the father of my friend Toby, always had this expression: „If you want to get one hour of good painting in, you have to have four hours of uninterrupted time.“ And that’s basically true. You don’t just start painting. You have to sit for a while and get some kind of mental idea in order to go and make the right moves.“

So sieht’s aus. Ein, sagen wir mal sechsstündiger Arbeitstag, kann durchaus so aussehen, dass man die Hälfte oder mehr der Zeit braucht, um den Punkt zu erreichen, an dem man das erste Wort tippt. Dann hat man zwar nur zwei Stunden geschrieben, aber doch sechs Stunden gearbeitet.

In den seltensten Fällen klappen wir Autoren unser Laptop auf und legen sofort los. Kommt auch mal vor, aber doch eher selten würde ich behaupten.

Noch mal David Lynch:

„… But if you know that you’ve got to be somewhere in half an hour, there’s no way you can achieve that. So the art life means a freedom to have time for the goods things to happen …“

Diese Freiheit darauf zu warten, „dass die guten Dinge geschehen“, oder anders ausgedrückt, dass die Inspiration kommt, der Moment, in dem es „Klick“ macht, und die Worte aus dem Kopf durch die Finger in die Tastatur oder auf’s Papier fließen, haben wir leider nicht immer.

Und manchmal ist es eben dieser Mangel an Freiheit, der wiederum zur Inspiration führt.

Aber im besten Falle sollten wir sie haben. Die Freiheit.