Stefans Horroktoberfest 2017 – Tag 11: TANZ DER TEUFEL von Sam Raimi
Das waren noch Zeiten. Damals, 1984, als The Evil Dead aka Tanz der Teufel von der damaligen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften wegen seiner drastischen Gewaltszenen indiziert und wenig später von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt wurde. Erst zweiunddreißig Jahre später, nämlich 2016, wurden Indizierung und Beschlagnahmung aufgehoben, und erst kürzlich, im September 2017, lief der komplett ungeschnittene Film zum ersten Mal im deutschen TV auf Tele 5. Aber da war The Evil Dead schon längst ein Klassiker mit zwei Sequels (Tanz der Teufel 2/Evil Dead 2, Armee der Finsternis/Army of Darkness), einem Remake, einer eigenen Fernsehserie und diversen Comic-Spinoffs. Hauptdarsteller Bruce Campbell und Ash, der Charakter, den er spielt, wurden weltweite Kultfiguren.
Eine Menge Ruhm für ein von ein paar Freunden am Wochenende für Kleingeld runtergekurbeltes Horrorfilmchen. Und der Beweis, dass kein Tugendwächter der Welt, ein Publikum davon abhalten kann einen Film/ein Buch/irgendein anderes Kunstwerk zu finden und zu genießen, wenn ihm danach ist. Die Indizierungswelle der Achtziger war genauso erfolgreich wie die Prohibition: nämlich gar nicht. Wenn Filme nicht auf den offiziellen Kanälen zu bekommen sind findet man eben andere Möglichkeiten. Ich sah Tanz der Teufel das erste Mal als bereits mehrfach kopierte, albgenudelte VHS-Raubkopie, die ich meinerseits raubkopierte, so wieder jeder andere Kumpel, der den Film in die Hände bekam.
Was haben wir das Ding rauf- und runtergeguckt. Dabei ist es auf den ersten Blick nicht mehr, als eine schlicht gestrickte Cabin-in-the-Woods-Horrorstory. Ein paar Freunde verbringen ein Wochenende in einer Waldhütte, finden dort das Necronomicon, das Buch der Toten – und machen den Fehler laut daraus vorzulesen, was das Böse zum Leben erweckt und das „splatterige“ Ende der Freunde bedeutet. Von Sam Raimi mit allerlei filmischen Mätzchen und irrwitzigen Kamerafahrten inszeniert, voll mit einer durchgeknallten Energie, die über alle Schwächen der Story hinwegfegt wie Herbststurm Xavier, der hier kürzlich Bäume gefällt und Dächer abgedeckt hat.
Wenn ein Film die Label Klassiker und Kult verdient, dann Tanz der Teufel. Wer das hier liest und den Film nicht kennt: worauf wartet ihr? Mit dem Ende der Indizierung gibt’s tolle neue Blu-Ray oder Streaming-Versionen von Tanz der Teufel. Spaß ist garantiert. Nur eins werdet ihr nicht haben: den Reiz des Verbotenen und den Charme einer verranzten VHS-Raubkopie.