Stefans Horroktoberfest 2017 – Tag 19: THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE von Tobe Hooper

Veröffentlicht 19. Oktober 2017 in Horroktoberfest

Als ich  The Texas Chainsaw Massacre vor über 30 Jahren das erste Mal sah, war ich nicht sonderlich beeindruckt. Wird wohl einer dieser Videoabende gewesen sein, wo die Kumpels und ich uns bevorzugt Horrorfilme reinzogen. Bei The Texas Chainsaw Massacre waren wir damals enttäuscht, weil der Streifen vom erst kürzlich verstorbenen Tobe Hooper nicht den Splatter lieferte, den der Titel vermeintlich versprach. Wahrscheinlich ließ uns auch die beinahe dokumentarische, vordergründig ungeschliffene Machart kalt (und wahrscheinlich sind wir zwischendurch auch öfter in die Küche Bier holen gegangen). Jedenfalls war der Ruf des Films immer größer, als der Eindruck, den er damals bei mir hinterlassen hatte.

Vor ein paar Tagen habe ich – älter und reifer (irres Gelächter) – den Film noch einmal gesehen. Und was soll ich sagen. The Texas Chainsaw Massacre ist ein Knaller. Ein absoluter Knaller, der die Bezeichnung Schocker wirklich verdient. Kein filmisch hochpolierter Torture-Porn, der sich in expliziten Gewaltdarstellungen suhlt, sondern ein schmutziges, semi-dokumentarisches Filmchen über fünf junge Leute, die an eine Familie von kannibalischen Hinterwäldern geraten und massakriert werden. Eine Story, die das Horror-Genre über die Jahrzehnte bis zum Erbrechen kopiert hat.

Hoopers Film von 1973  ist so hervorragend simpel. Fünf Charaktere, die eigentlich nicht mehr sind, als Geschlechter und Namen: zwei Frauen, drei Männer, einer davon im Rollstuhl. Die einzige Form der Charakterisierung ist die Tatsache, dass Sally (Marylin Burns) und der Rollstuhlfahrer Franklyn Geschwister sind. Die Schockmomente des Films funktionieren ohne Inszenierungs-Tricks aus dem Horror-Handwerkskasten. Das ungeschriebene Drehbuchgesetz will ja eigentlich, dass die „Heldin“ eines solchen Films ab einem gewissen Punkt zurückschlägt und ihre Peiniger genauso brutal massakriert wie die ihre Freunde.Aber Marylin Burns macht nichts anderes, als zu fliehen und zu schreien (sie schreit die letzten fünfzehn Minuten beinahe ununterbrochen). Das macht den Film umso realistischer und nervenaufreibender.

Dazu die Tatsache, dass Tobe Hooper mehr oder weniger ohne Splatter-Effekte auskommt, man anschließend aber den Eindruck hat, man habe die abscheulichen Greueltaten von Leatherface viel detaillierter gesehen. Die Gewalt des Films findet hauptsächlich im Kopf des Zuschauers statt. Umso interessanter die Tatsache, dass er in Deutschland, wie so viele andere seiner Zeit, seit 1982 indiziert war und wegen Gewaltverherrlichung beschlagnahmt wurde. Die Beschlagnahme ist erst seit 2011 auf Betreiben von Turbine Medien, die den Film inzwischen in diversen liebevollen Editionen als Blu-Ray veröffentlicht haben, wieder aufgehoben.