Interviews mit Drehbuchautoren 4: BENEDIKT GOLLHARDT

Veröffentlicht 27. November 2017 in Drehbuch, Interview, Schreiben

Interview Nummer 4. Heute mit Benedikt Gollhardt (Edel & Starck, Danni Lowinski).

Mit Bene (und Christian Zübert und Kai Uwe Hasenheit) habe ich Ende der Neunziger, als Christian und ich bei Action Concept für die Serie Der Clown geschrieben haben, jeden Mittwochabend in einer Kölner Kneipe namens Dos Equis gehockt, und gemeinsam unsere gesammelten Drehbuchanmerkungen im Alkohol ertränkt. Zuletzt haben wir Benes Geburtstag erfolgreich mit Cocktails und Kölsch begossen.

Aber lassen wir den Alkohol und wenden uns dem Schreiben zu:

Wie bist du zum Drehbuchschreiben gekommen? Studium? Zufall? Früh? Spät? Weil du nix Richtiges gelernt hast? Erzähl mal von deinem Werdegang.

Nach dem Abi arbeitete ich als freier Journalist und interessierte mich schon für Film. Als ein Freund mich fragte, ob ich nicht eine Plotidee für Cobra 11 hätte, schrieb ich was auf und war im Geschäft. Die Neunziger waren ein El Dorado für Anfänger wie mich, es wurde massenhaft produziert, die Qualität war eher mäßig, jeder durfte mal ran. Blöd nur, dass man später das Drehbuchschreiben lernen musste.

Was war das erste Drehbuch, das du geschrieben hast?

Kurz nach der Maueröffnung: Ein Road-Movie über ein Mädchen, das ausreißt und von Köln nach Rügen quer durchs vereinte Deutschland trampt. Wurde leider nie verfilmt.

Was war dein erstes Drehbuch, für das du bezahlt wurdest?

In den frühen Neunzigern bekam ich Drehbuchförderung der Filmstiftung NRW für eine Romantische Komödie. Ich arbeitete damals zusammen mit einem begabten, aber ketterauchenden Co-Autor, der nur nachts schreiben konnte. Meine frisch renovierte Wohnung roch danach nicht mehr frisch renoviert. Aus dem Film wurde nichts, aber ich lernte, dass man in einer Tankstelle alles zum Leben Notwendige kaufen kann.

Was war dein erstes verfilmtes Drehbuch?

Eine Folge für Alarm für Cobra 11, inzwischen verschollen auf einem alten Rechner. Ich hab verdrängt, worum es ging. Woran ich mich gut erinnere: Damals bekam man noch Anmerkungen per Fax, die Papierrollen waren kilometerlang.

Scheißhausliteratur (10) Savages

Veröffentlicht 25. November 2017 in Scheißhausliteratur

Okay. Don Winslow.
Savages.
Ein Roman.
Wie ein Gedicht.
Schreibstil nach dem Motto: „Geiz ist geil“.
Wenige Worte.
Manchmal nur zwei pro Kapitel.
Wie im ersten: Fuck you.
Oder ein Sprung ins Drehbuchformat.

INT. STEFANS WOHNUNG – NACHT

Stefan schreibt auf seinem Laptop. Sieht auf. Blickt in die Kamera.

STEFAN
Savages is the closest I’ll come
to read poetry.

Worum geht’s?
Um Ben und Chon.
Zwei Haschisch-dealende Freunde unter der Sonne Kaliforniens.
Ihre Liebe zu O. Schön, schlank, oberflächlich.
Das Baja Kartell, das
ihre Geschäfte übernehmen will.
Gefolgt von
Blut
und
Tränen.
Kurz:
Wer Winslow/Savages nicht kennt
hat einen Killer-Autoren verpennt.

 

Interviews mit Drehbuchautoren 3: DIRK AHNER

Veröffentlicht 20. November 2017 in Drehbuch, Interview, Schreiben

Und hier das dritte Interview. Diesmal mit Dirk Ahner

Dirks neuen Kinofilm Simpel (Regie: Markus Goller), über zwei erwachsene Brüder, von denen einer geistig auf dem Stand eines Dreijährigen ist, kann man momentan im Kino sehen, sein nächster, Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer unter der Regie von Dennis Gansel, läuft im März 2018 an.

Vor ein paar Jahren haben Dirk und ich (und ein paar andere) an einem Serienprojekt gearbeitet, das – Trommelwirbel – nie gemacht wurde. Erkennt Ihr ein Muster?

Anyway, Dirk schreibt nicht nur Filme, sondern auch Kinderbücher (Die Laden der Träume Reihe) und hat sich zwischendurch die Zeit genommen ein paar Fragen zu beantworten.

Wie bist du zum Drehbuchschreiben gekommen? Studium? Zufall? Früh? Spät? Weil du nix Richtiges gelernt hast? Erzähl mal von deinem Werdegang.

Eine Mischung von allem. Ich war 18, hatte den Kopf voller Geschichten und wollte unbedingt auf eine Filmhochschule, um Regie zu studieren. Eine Ablehnung hat die nächste gejagt, bis ich völlig verunsichert war. In meiner Ratlosigkeit habe ich mich für ein „normales“ Studium entschieden und das getan, was ohne viel finanziellen Aufwand möglich war: Schreiben.

Was war das erste Drehbuch, das du geschrieben hast?

Das erste Langfilm-Projekt hieß Z und drehte sich um einen Serienkiller. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung mehr, worum es in der Geschichte ging.

Was war dein erstes Drehbuch, für das du bezahlt wurdest?

Das war 1997 7 Days to live, ein Horrorfilm (Regie: Sebastian Niemann)

Was war dein erstes verfilmtes Drehbuch?

Auch 7 Days to live.

LUIS BACALOV 1933 – 2017

Veröffentlicht 16. November 2017 in Filme, Musik

Viele Italo-Western hatte bessere Musik als sie verdient haben.

Heute ist einer der ganz großen Italo-Western Komponisten verstorben.

Luis Bacalov.

Sein Soundtrack zu Django ist wohl sein Berühmtester.

Zu Recht. Und im Falle von Django ist es ein Film, der seine großartige Musik durchaus verdient hat und mit ihr zusammen seine Perfektion fand.

Also drehen wir heute zu Ehren Bacalovs seine Musik mal ganz laut auf.

„Django, you must face another day… “

 

Interviews mit Drehbuchautoren 2: SIMON X. ROST

Veröffentlicht 13. November 2017 in Drehbuch, Interview, Schreiben

So, Freunde. Hier ist das zweite Drehbuchautoren-Interview. Diesmal mit Simon X. Rost, den ich bei der Arbeit für eine englischsprachige Serie über moderne Schatzsucher kennengelernt habe.

Die Serie wurde – na? – nie gemacht. Aber wir konnten jeden Abend nach der Arbeit in irgendein Münchener Brauhaus gehen, das war auch nicht übel.

Simon ist ein umtriebiger Kerl, er schreibt Drehbücher (Bermuda Dreieck Nordsee, Helden), Romane (Der fliegende Mönch, Der Mann, der niemals schlief, Wie ein Falke im Sturm), führt Regie (Nina Undercover) – und schreibt  PLAYMOBIL-Hörspiele, was ihn eindeutig zum coolsten Motherfucker macht.

Wie bist du zum Drehbuchschreiben gekommen? Studium? Zufall? Früh? Spät? Weil du nix Richtiges gelernt hast? Erzähl mal von deinem Werdegang.

Bei mir war ziemlich schnell klar, dass das mit Naturwissenschaften zu nichts führt. Frühe Leidenschaft für Bücher, Filme, Comics, Hörspiele und Malerei. Ich hab mich nach dem Abi für Grafik-Design an allen möglichen Unis und eben auch für Film in Ludwigsburg beworben. Das hat geklappt. Dort habe ich dann Regie studiert – und mir nebenher das Drehbuchschreiben angeeignet. Nach der Aka lief beides – bis heute – immer parallel. Zunächst viel Werbung, im Laufe der Zeit kamen Spielfilme, Hörspiele und Romane dazu.

Was war das erste Drehbuch, das du geschrieben hast?

Das für meine Regieübung im ersten Jahr an der Filmakademie. Eine Geschichte über einen Deserteur.

Was war dein erstes Drehbuch, für das du bezahlt wurdest?

Ich habe 1997 einen Kurzfilm an den saarländischen Rundfunk verkauft, den ich geschrieben und gedreht habe. Also war das auch irgendwie für Drehbuch, oder zählt das nicht? Aber ich schätze, die erste Kohle für ein richtiges Drehbuch war für Spielfilm-Zuspieler, die ich für eine Sondersendung über die Sonnenfinsternis 1999 geschrieben habe. Zählt auch nicht? Okay. Dann hätte ich noch eine Förderung für einen nie verfilmten Animationsstoff anzubieten (immerhin bezahlt), On-top- Zahlungen für Regiefassungen von Spielfilmen, die ich gedreht aber nicht selber geschrieben habe, und eine Serienfolge für eine Kinder-Krimiserie beim SWR.

Was war dein erstes verfilmtes Drehbuch?

Siehe oben – dank Filmhochschule konnte ich meine ersten Bücher selber verfilmen.

Interviews mit Drehbuchautoren 1: GEORG HARTMANN

Veröffentlicht 8. November 2017 in Drehbuch, Interview, Schreiben

Es gibt viele, verdammt viele Bücher über das Drehbuchschreiben. Die erzählen im Prinzip alle dasselbe, nur im anderen Gewand.

Persönlich lese ich am liebsten Interviews mit Drehbuchautoren, denn da erzählen Leute, die wissen wovon sie reden. Praxis statt Theorie. Es gibt viele gute Interview-Bücher mit amerikanischen und englischen Autoren, aber leider keins mit Schreibern aus Deutschland, zumindest kenne ich keins.

Deswegen nehme ich das jetzt mal selbst in die Hand und werde hier sporadisch Interviews mit Kollegen*innen veröffentlichen.

Der erste, der so nett war, ein paar Fragen zu beantworten, ist Georg Hartmann. Georg und ich haben uns vor ein paar Jahren bei einer gemeinsamen Serienentwicklung kennengelernt, aus der, wie so oft, nichts wurde. Aber wir hatten Spaß und das ist in unserem Job eine Menge wert.

Georg kommt aus dem Ruhrpott und lebt momentan in Florida. Wenn er nicht gerade eins von seinen Kindern durch die Gegend kutschiert, sich beim Kanufahren von Krokodilen jagen lässt oder Sturmschäden beseitigt, sitzt er vor seinem Laptop und schreibt für Serien wie Soko Köln oder momentan Dogs of Berlin, eine neue Netflix-Serie aus Deutschland.

Wie es sich für einen echten Jungen aus dem Pott gehört, redet Georg nicht um den heißen Brei herum.

Viel Spaß beim Lesen.

Wie bist du zum Drehbuchschreiben gekommen? Studium? Zufall? Früh? Spät? Weil du nix Richtiges gelernt hast? Erzähl mal von deinem Werdegang.

Das würde den Rahmen sprengen, aber ganz kurz: Uni Bochum, Toffifee (Theater-Film-und Fernsehwissenschaften). Zwei Semester Drehbuchwerkstatt, dabei nix gelernt, außer dass der Dozent mir gesagt hat, ich sollte besser was anderes machen. Hätte nen guten Stil, aber keine Substanz. Der Typ war Redakteur beim kleinen Fernsehspiel, bei den Dingern bin ich immer eingepennt. Ich war Kamera-Assi während des Studiums, wollte über Kamera zur Regie. Bin dann nach LA, weil ich mich in eine Amerikanerin verliebt hatte, bin 10 Jahre geblieben. Über alle möglichen kleinen Jobs im Business dann irgendwann zum Non-Fiction-Schreiben. Dann diverse Entwicklungen für einen deutschen Produzenten – für lau is klar. Dann Dokus, dann Reality TV, Regie und Schreiben, schließlich Full Time Fiction (sprich Drehbuch) in Deutschland. Inzwischen lebe ich wieder in den USA, aber das hat familiäre Gründe. Dachte ich krieg hier keine Arbeit aus Deutschland, aber stimmt nicht. Es läuft …

Was war das erste Drehbuch, das du geschrieben hast?

Mehr Glück als Verstand, eine deutsche Hollywood-Komödie fürs Kino, so ne Fish-out-of -Water-Sache. Ein paar Leute in LA haben’s gelesen, Til Schweigers Development Girl hat gesagt, ich sollte am besten noch mal von vorne anfangen, damit hat sie auch wohl Recht gehabt. Das Ding war Schrott, eine Aneinanderreihung von Witzen …

Was war dein erstes Drehbuch, für das du bezahlt wurdest?

Heiße Ladung, ein Action Concept Backdoor-Pilot, das war… o Gott… ich glaube 1998, ist nie gedreht worden.

Was war dein erstes verfilmtes Drehbuch?

Drive Thru from Hell, ein Kurzfilm, 6 Minuten, für 6000 Dollar, eigenes Geld. War, ich glaub 1997.

Schreibst du neben konkreten Aufträgen auch Drehbücher on spec, sprich ohne vorherigen Auftrag/Bezahlung, weil du sie einfach schreiben willst/musst?

Ja. Einmal bin ich damit bis zum Greenlight bei RTL gekommen, für eine Pilotierung. Aber dann wechselte der Chef und der hat alle Entwicklungen wieder abgesagt. Das war Heartbreak, wir haben schon gecastet, UFA war an Bord.

Alarm für Cobra 11: „Alles aus Liebe“ – am Donnerstag, 09.11.17, um 20:15 Uhr auf RTL

Veröffentlicht 6. November 2017 in Drehbuch, Serien, TV

An diesem Donnerstag, dem 09.11.17, gibt es eine neue Folge „Alarm für Cobra 11“, die ich in die Tasten gehauen habe.

In „Alles aus Liebe“ scheint ein Mitglied der Autobahnpolizei die Seiten gewechselt zu haben. Was steckt dahinter?

Wie immer um 20: 15 Uhr.

Trailer findet hier.

BLIND von Christoph Gampl & Boris Naujoks

Veröffentlicht 2. November 2017 in Drehbuch, Kino

Momentan ist ein Film in der Mache, für den ich persönlich „nur“ dramaturgische Beratung und ein bisschen Polish gemacht habe, der aber für alle Beteiligten eine echte Herzensangelegenheit ist und im Herbst für ganz kleines Geld in Berlin gedreht wurde.

Unter der Regie von Christoph Gampl, der mit Boris Naujoks auch das Buch zu Blind geschrieben hat, spielt Kida Ramadan (4 Blocks) den blinden Killer Momo, der wider Willen zum Beschützer eines kleines Mädchens wird. Das wiederum stellt seine Freundschaft zu seinem Partner Kadir (Blerim Destani) auf die ultimative Probe.

Ein Film Noir (nicht nur weil er in schwarzweiß gedreht ist) aus Deutschland. Produziert von Christoph Gampl, Harry Flöter und Kida Ramadan.

 

Scheißhausliteratur (9) I hear the Sirens in the Streets

Veröffentlicht 1. November 2017 in Scheißhausliteratur

Die Amerikaner sind die Meister, wenn es sich um Krimis, oder wie sie es nennen „Mysterys“ dreht.
Das heißt aber nicht, dass es andere Nationalitäten nicht auch drauf haben (kommt mir nicht mit den Schweden, von denen hab ich noch keinen gelesen).

Der Ire John Connolly war ja schon Mitglied im Club der Scheißhausliteratur und heute haben wir Adrian McKinty zu Gast. Auf den bin ich durch die Dead-Trilogie um den in Amerika ansässigen, irischen Kriminellen Michael Forsythe gestoßen.

Mit den Büchern um den Belfaster Bullen Sean Duffy ist er auf die Seite des Gesetzes gewechselt. I hear the Sirens in the Streets (geile Titel hat McKinty auch drauf – mein Favorit der des bislang letzten Duffy-Romans: Police at the Station and they dont look friendly) ist das zweite von bislang sechs Büchern um Sean Duffy, dessen Fälle sich in den achtziger Jahren vor der einzigartigen Kulisse der Troubles abspielen, der Zeit des mehr oder weniger offenen Krieges zwischen der IRA und der irischen/britischen Regierung. Da sind Bombenanschläge und Morde an der Tagesordnung, und Polizisten wie Duffy checken jeden Morgen, bevor sie zur Arbeit fahren, ob auch kein Sprengsatz unter ihrem Auto steckt.