Scheißhausliteratur (9) I hear the Sirens in the Streets

Veröffentlicht 1. November 2017 in Scheißhausliteratur

Die Amerikaner sind die Meister, wenn es sich um Krimis, oder wie sie es nennen „Mysterys“ dreht.
Das heißt aber nicht, dass es andere Nationalitäten nicht auch drauf haben (kommt mir nicht mit den Schweden, von denen hab ich noch keinen gelesen).

Der Ire John Connolly war ja schon Mitglied im Club der Scheißhausliteratur und heute haben wir Adrian McKinty zu Gast. Auf den bin ich durch die Dead-Trilogie um den in Amerika ansässigen, irischen Kriminellen Michael Forsythe gestoßen.

Mit den Büchern um den Belfaster Bullen Sean Duffy ist er auf die Seite des Gesetzes gewechselt. I hear the Sirens in the Streets (geile Titel hat McKinty auch drauf – mein Favorit der des bislang letzten Duffy-Romans: Police at the Station and they dont look friendly) ist das zweite von bislang sechs Büchern um Sean Duffy, dessen Fälle sich in den achtziger Jahren vor der einzigartigen Kulisse der Troubles abspielen, der Zeit des mehr oder weniger offenen Krieges zwischen der IRA und der irischen/britischen Regierung. Da sind Bombenanschläge und Morde an der Tagesordnung, und Polizisten wie Duffy checken jeden Morgen, bevor sie zur Arbeit fahren, ob auch kein Sprengsatz unter ihrem Auto steckt.

Duffy ist eine klassische Cop-Figur: große Klappe, irgendwie dauernd auf Kriegsfuß mit den Vorgesetzten und Fälle, die am Ende immer größer und komplizierter sind, als es zunächst den Anschein hat. Dabei will Duffy gar kein Held sein, sondern einfach nur seine Arbeit machen.

Persönlich interessieren mich die Fälle (wie bei den meisten Krimis) ehrlich gesagt immer am wenigstens, die Details habe ich nach dem Lesen schnell wieder vergessen. Was ich nicht vergesse ist Mckintys Schreibe, die Atmosphäre des Irlands der Achtzigerjahre im Kriegszustand und die eckigen, echten Charaktere, die die Romane bevölkern.

McKinty hatte die Idee zu Sean Duffy übrigens ursprünglich als Serie für’s Fernsehen gepitcht, und wie zu erwarten kam die Erwiderung: „Achtziger Jahre, IRA-Terror, das will niemand sehen.“

Also schrieb McKinty den Fernseh-Pitch als seinen nächsten Roman – und die Sean-Duffy-Reihe wurde zu seinen erfolgreichsten Büchern. Daran sollte man sic erinnern, wenn mal wieder ein Schlaukopf sagt, er wisse, was Leser/Zuschauer lesen/sehen wollen und was nicht.