Interviews mit Drehbuchautoren 5: ANDREAS FUHRMANN

Veröffentlicht 4. Dezember 2017 in Drehbuch, Interview, Schreiben

Das heutige Interview ist mit Andreas Fuhrmann (GZSZ, Hinter Gittern, Neighbours und und und …), den ich bei der Entwicklung eines Serienprojekts kennengelernt habe, einer Comedy über Witwen und Callboys (in unserem Writers Room flog beim Brainstorming ein Gummipimmel von Autor zu Autor – don’t ask).

Die Serie war so gut wie gedreht, wir hatten das berühmte Greenlight, wir hatten Bücher, es wurden Locations gesucht – und dann plötzlich: Ende im Gelände. Warum weiß keiner so genau, aber das „Warum“ spielt bei diesen Dingen eigentlich auch keine Rolle, denn es macht selten Sinn.

Also, hier kommt Andreas – so trocken wie ein Gin auf Eis:

Wie bist du zum Drehbuchschreiben gekommen? Studium? Zufall? Früh? Spät? Weil du nix Richtiges gelernt hast? Erzähl mal von deinem Werdegang.

Ich habe immer schon für mich Sachen geschrieben, früher eher journalistisch. Als ich nach meiner LEHRER-Ausbildung (2 Staatsexamina!!!!!) an meiner Doktorarbeit über deutsche Missionsgeschichte (kein Witz) saß und absolut pleite war, sagte mir ein Freund (Oli Hein): „Mach doch Soap – du redest doch ohnehin jeden Tag so viel Scheiß. Das kannst du dir doch auch bezahlen lassen.“ (Jedes Wort davon ist wahr).

Der Rest ist Geschichte …

Was war das erste Drehbuch, das du geschrieben hast?

Gute Zeiten – Schlechte Zeiten

Was war dein erstes Drehbuch, für das du bezahlt wurdest?

Gute Zeiten – Schlechte Zeiten

Was war dein erstes verfilmtes Drehbuch?

Gute Zeiten – Schlechte Zeiten

Schreibst du neben konkreten Aufträgen auch Drehbücher on spec, sprich ohne vorherigen Auftrag/Bezahlung, weil du sie einfach schreiben willst/musst?

Habe ich selten getan, aber getan. Aktuelles Projekt: Clowns & Heroes mit R. Strathmann.

Arbeitest du mit einem Co-Autor oder hast du schon mal mit einem Co-Autor gearbeitet? Wie stehst du dazu? Gute oder schlechte Erfahrungen?

Ich arbeite fast ausnahmslos in 2er oder 3er Teams. Eigentlich fast ausnahmslos auch mit guten Erfahrungen.

Was war deine beste Erfahrung als Drehbuchautor?

Meine 2 Jahre als Chefautor bei Neighbours. Das war mein feuchter Traum seit Kylies Hochzeit Ende der achtziger Jahre.

Was war deine beschissenste Erfahrung als Drehbuchautor?

Das der Stecker bei unserer Callboy Comedy gezogen wurde, obwohl wir schon alles fertig hatten und in Castinggesprächen waren. Aber schwer zu sagen, was das Schlechteste war. Es gibt da so einiges von Sendern und Produzenten, das mich fast in den Djihad getrieben hätte…

Wie stehst du zu Drehbuch-Ratgebern? Welche gelesen? Wenn ja, gibt es welche, die du magst und welche, die besser als Toilettenpapier taugen?

Ich habe versucht, mich durch die Üblichen zu quälen. Meist habe ich aufgegeben, weil mir das Gucken von guten Serien mehr Spaß machte.

Dein Schreibplatz? Büro, Cafè, Toilette? Wo?

Wenn nicht in einem festen Writers Room: Arbeitszimmer oder Küche bei mir oder Co-Autor. Kann aber auch im Zug schreiben.

Wie sieht ein typischer Schreibtag bei dir aus?

Je nach Deadline die Arbeit so weit wie möglich wegschieben. Aber unter Druck gerne bis in die sehr späte Nacht. Überhaupt: Eher Nacht als Morgenschreiber.

Eine besonders bescheuerte Anmerkung seitens Produktion/Redaktion zu einem deiner Bücher:

Gott. Schwierig, weil es so viel Scheiß gibt. Richtig übel finde ich das „geht das auch emotionaler“ Gelaber.

Gab es schon mal den Punkt, an dem du ernsthaft dachtest „Scheiß drauf, ich schmeiß die Brocken hin und mach was anderes“?

Ich habe ja immer noch das Lehrersein … Ne, eigentlich nicht. Hoffe aber, dass meine Frau mal endlich Millionen macht.

Führst du auch Regie oder hättest du Interesse Regie zu führen?

Nur in meinem Kopf.

Hast du eine Agent*in/eine Agentur? Wenn ja, welche, und was schätzt du daran, eine zu haben? Wenn nein, warum nicht?

Seit kurzen habe ich eine in England. Dort hätte ich die vertraglichen Dinge gar nicht begriffen. In Deutschland habe ich keine, weil in der Regel, die meisten vertraglichen Bedingungen fix sind und ich mein eigenes Networking mache. Mal sehen, was passiert.

Hast du schon mal einen Roman geschrieben, oder willst du einen schreiben?

Ich würde gerne einen schreiben. Nur: WANN????

Hast du einen Lieblings-Drehbuchautor? Ein Vorbild, eine Inspiration? Mehrere?

Andrew Knight aus Australien. Ansonsten weiß ich, was ich mag. Natürlich Sachen von David Simon, David Chase, die großen Serienschreiber halt.

Was ist/sind dein(e) aktuelles(n) Projekt(e)?

Soko Köln. Ansonsten habe ich mit meiner Co-Autorin Rachel Mathews eine Serie (Brexit Comedy) von Stewart Mackinnon in UK optioniert bekommen, pitche mit Oli Philipp gerade eine postapokalyptische Serie (für Constantin) bei TNT, und schreibe (mit O. Philipp) ein Movieexposé für Syrreal Entertainment.

Daneben: Consulting und Futuren für Baratok Köszt in Ungarn und AWZ in Köln.

Die letzten drei Filme, die dir gefallen haben:

Dunkirk, Dunkirk, Dunkirk.

Außer mit meinen Kindern schaue ich nicht so viele Filme …

Drei Serien, die du momentan gerne siehst:

Stranger Things, Babylon Berlin (trotz der Abweichung vom Buch), Fauda, White Gold

Die letzten drei Bücher, die du gelesen hast:

Ben Elton’s Time and Time Again / Der Mossad / Hawaii von James Mitchener

Zum Schluss: Irgendwelche weisen Worte für angehende Autoren?

Keine Angst vorm kommerziellen Ausverkauf

Danke für’s Mitmachen, Andreas.