Die wilden Achtziger: SNAKE EATER mit Lorenzo Lamas
In den Achtzigern, lange vor Internet-Trailern, waren die leeren Film-Boxen in den Videotheken die einzige Möglichkeit sich ein Bild von Filmen zu machen, vor allem denen, die das Licht des Lebens nur auf Video erblickten. All die billig runtergekurbelten Genre-Filmchen, von denen viele versuchten auf der Erfolgswelle eines großen Hollywood-Blockbusters zu reiten. Was waren da für Perlen dabei.
Einer, dessen beschissenes Cover mir immer wieder ins Auge fiel war Snake Eater mit Lorenzo Lamas, der damals durch Serien wie Falcon Crest und Renegade bekannt war. Story: Ein Ex-Soldat, jetzt Bulle, muss seine von Rednecks entführte Schwester befreien und den Tod der Eltern rächen. Dirty Harry meets Rambo meets Deliverance.
Allein das ellenlange Intro, das nichts mit dem Rest des Films zu tun hat, ist Gold wert: Der obercoole Snake Eater (Sonnenbrille, Zigarillo) verführt als Undercover-Cop eine Gangsterbraut zum gegenseitigen Spriptease, damit es die obligatorischen Möpse zu sehen gibt. Und als dann die Komplizen der Gangsterbraut auftauchen, während der nackte Snake Eater die nackte Gangsterbraut vernaschen will, erledigt er die Typen mit Dschungelfallen a la Rambo, sprich Nägeln, die aus dem Boden schießen und Füße durchbohren. Fliehende werden von einem Netz gefangen.
Parallel dazu sehen wir draußen zwei wartende Cops, die uns erzählen, was wir wissen müssen: das ihr Kollege ein Elite-Soldat der berühmt-berüchtigten Snake-Eater- Einheit war – selbstverständlich einer der Besten. Außerdem pinkelt einer der beiden Bullen in einen Plastikbecher und schenkt ihn dann einem bettelnden Obdachlosen, der den Inhalt für Kaffee hält. An Humor wurde also auch gedacht.
Anschließend fährt der Snake Eater (natürlich auf einem Chopper) in seine Lieblings-Bar. Kurz davor muss er einem Kind ausweichen, stürzt und fliegt in einem Salto auf die Terrasse der Bar. Bei der Landung zertrümmert er einen Tisch und das Bier eines hünenhaften Bikers. Der Biker-Hüne findet das gar nicht witzig und schüttet dem Snake Eater ein Bier in den Schoß. Das kann der wiederum nicht auf sich sitzen lassen. Es folgt eine ungelenke Prügelei, in der der Snake Eater dem Biker eine Filmbierflasche nach der andern auf dem Kopf zerdeppert. Irgendwann ist der Kampf vorbei, der Snake Eater will endlich sein wohlverdientes Bier zischen, da erscheint ein Polizist und sagt ihm, dass seine Eltern ermordet wurden und seine Schwester verschwunden ist. Scheiß-Tag.
Die Eltern wurden von einer Bande Redneck-Karrikaturen auf ihrem Hausboot gemeuchelt und die Schwester jetzt in einer Hütte gefangengehalten, bis der Ober-Redneck seinen sabbernden Brüdern endlich erlaubt sie zu vergewaltigen. Was natürlich nie geschieht, weil der Snake Eater sie ja vorher befreien muss. Die Rednecks sind eine Bande von herrlichen Knallchargen für die das Wort overacting erfunden wurde. Der Anführer hängt sich gern ein Bärenfell über die Schultern und ermordet ahnungslose Camper mit einer Stahlklaue. Was soll man als Redneck sonst auch tun? Gab ja auch noch kein Internet damals.
Den Rest des Filmes wiederzugeben wäre jetzt zu zeitaufwendig, nur eins: der Snake Eater ist für einen angeblichen Elite-Soldaten eine ziemliche Nulpe (und ich bezweifle, dass diese Darstellung beabsichtigt war), aber natürlich meuchelt er die versifften Rednecks und befreit seine Schwester, die die ganzen Film über nichts anderes zu tun hat, als hilflos zu kreischen. Halt, stopp, stimmt nicht ganz, immerhin darf sie eine übergewichtige Redneck-Braut mit einem spitzen Tierschädel erdolchen. Erwähnenswert ist noch die Szene, in der Lorenzo Lamas sich für den finalen Kampf vorbereitet, in dem er sich ein Kopftuch umbindet (logo, oder?) und ein Snake-Eater-T-Shirt überzieht. So ein T-Shirt sollten wir alle haben. Wäre ein Fall für die Jungs von Last Exit to Nowhere.
Am Ende gibt es noch mal ein ellenlanges Outro mit dem Snake Eater als Undercover-Cop, das genauso wenig mit dem eigentlichen Film zu tun hat wie das Intro, aber leider nicht annähernd so unterhaltsam ist.
Zum Schluss noch mein größter Kritikpunkt: Der Snake Eater frisst im ganzen Film nicht eine einzige Schlange.