Die wilden Achtziger: Death Wish 3
Der erste Death Wish aka Ein Mann sieht rot, nach dem gleichnamigen Roman von Brian Garfield, war ja noch ein halbwegs interessanter Versuch sich dem Thema Selbstjustiz anzunehmen. Aber schon im zweiten Film ging das aus dem Fenster. Nach dem Mord an seiner Frau wird in Teil 2 nun auch noch Paul Kerseys Tochter ermordet. Also lädt Charles Bronson als Kersey wieder durch, sucht und meuchelt die Killer, diesmal in Los Angeles. Schon dabei trug Bronson ungefähr soviel Emotionen zur Schau wie Chuck Norris.
1985 folgte dann Death Wish 3, wie Teil 2 produziert von der berühmt-berüchtigten Produktionsfirma Cannon-Films, die sich nach ihren Billiganfängen zu eigen gemacht hatte, Franchises zu übernehmen und Stars mit Geld zuzuscheißen (was über kurz oder lang dann auch zum Niedergang des Ladens führte).
Paul Kersey kommt nach New York zurück. Der Freund, den er besuchen will, wird kurz zuvor von einer Straßengang ermordet, die sich lustige Muster ins Gesicht malt. Natürlich wird Kersey zunächst verhaftet, weil man ihn für den Mörder hält und er lässt sich von den Polizisten im Revier verprügeln, ohne ein einziges Mal darauf hinzuweisen, dass er unschuldig ist. Kersey ist kein Freund vieler Worte. Lieber legt er sich in der Gemeinschaftszelle mit einem duschgeknallten Hünen an, der natürlich der Boss der Straßengang ist, die seinen Freund ermordet haben. Schließlich wird Bronson vom Polizeichef freigelassen, mit dessen Segen Selbstjustiz zu üben. Was Kersey dann den Rest des Films auch tut: mit riesigen Wummen, lustigen Fallen, einem alten MG und Raketenwerfern.
Alles an diesem Film ist schwachsinnig und herrlich zugleich. Die Gangs, die die Straßen beherrschen, sich allesamt aufführen wie wilde Tiere und aussehen wie eine Mischung aus Breakdancern und Endzeit-Irren aus einem Mad-Max-Film. Der Polizeichef, der Bronson auf die Gangs loslässt und gleichzeitig mahnt es nicht zu weit zu treiben. Die „Liebensgeschichte“ zwischen Bronson und der blonden Juristin, die nur dazu da ist, um noch einen weiteren Menschen zu ermorden, der Kersey nahesteht, auch wenn ihm das seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen ungefähr so nahegeht, als wäre er in Hundekacke getreten. Wobei mich persönlich so ein Tritt in Hundekacke ja schon mächtig wütend macht.
Bronson zieht den ganzen Film wieder in einer einzigen emotionalen Tonlage durch. Egal, ob er zum Essen eingeladen wird, ein Date hat, jemandem in den Rücken schießt oder sehen muss, wie seine neue Geliebte in einem Auto verbrennt. Schwer zu erkennen, was ihm Freude macht oder was ihn belastet.
In Death Wish 3 wird am laufenden Band gemordet und vergewaltigt, bis hin zum glorreichen Ende, dass eine locker zwanzigminütige durchgeknallte Action-Sequenz ist, in der Bronson mit einem MG aus dem zweiten Weltkrieg herumläuft und Gangmitglieder niedermäht. Die wiederum marodieren durch die Straßen, meucheln sinnentleert Bürger und werden selbst von denen, die sich bewaffnen und wehren, gemeuchelt. Pausenlos fliegen irgendwelche Stuntleute von Hausdächern und verschwinden außerhalb des Bildausschnitts.
Das Ganze fühlt sich an, als wäre sich Regisseur Michael Winner, der auch die beiden Vorgänger inszeniert hat, darüber im Klaren, was für ein Schwachsinn das Ganze ist und er sich deshalb vorgenommen hat für den finalen Film (Death Wish 4 und 5 wurden von J. Lee Thompson respektive Allan A. Goldstein inszeniert) einfach mal so richtig die Sau rauszulassen.
Death Wish 3 ist ein furchtbarer Film, logisch, aber gleichzeitig auch ein ganz Großer. Sollte man ihm eine Botschaft unterstellen wollen, wäre die ganz klar: Selbstjustiz ist geil und das ganze Pack muss abgeknallt werden. Aber wer einen Film wie Death Wish 3 ernst nimmt, dem ist wahrscheinlich auch sonst nicht zu helfen.
Death Wish 3 macht einen Riesenspaß, eben weil er ist, was er ist.