Entdeckungen: Night Moves aka Die heiße Spur

Veröffentlicht 10. April 2018 in Filme

Night Moves zu Deutsch Die heiße Spur ist ein großartiger Neo-Noir-Thriller von 1975 mit  Gene Hackman als Privatdetektiv aus Los Angeles, der die Tochter eines abgehalfterten Filmstars finden soll. Statt aufgesetzter Plot Points gibt’s tolle Charaktere und Atmosphäre.

 

Good night, Bernie Gunther

Veröffentlicht 26. März 2018 in Bücher

Mein erstes Buch von Philip Kerr war Gridiron, ein High-Tech-Thriller über ein „intelligentes“ Hochhaus, das anfängt seine Bewohner zu ermorden. Hab es damals nach ein paar Seiten aufgehört zu lesen – war mir zu sehr Michael Crichton.

In dieser Schublade hatte ich Kerr abgelegt und vergessen, bis ich Mitte 2000 über seine Berlin-Trilogie stolperte. March Violets, The Pale Criminal und A German Requiem, geschrieben Anfang der Neunziger. Drei Bücher über den Ex-Kripo-Bullen und Privatdetektiv Bernie Gunther, der während der Nazi-Zeit und kurz nach dem zweiten Weltkrieg ermittelt.

Zack, war ich Kerr-Fan.

Ein klugscheißernder Schnüffler im Geiste Philip Marlowes, dessen Geschäft unter den Nazis aufblüht, weil immer mehr Menschen spurlos verschwinden und deren Freunde/Verwandte jemanden brauchen, der sie findet. Bernie ist dieser Jemand, und einem gesunden Überlebensinstinkt zum Trotz hat er keine Probleme sich mit den verhassten Nazis anzulegen.

Geile Idee und der Ur-Vater all der Ermittler im historischen Deutschland (Volker Kutschers Gedeon Rath und Co.), die später folgen sollten.

Nach der ursprünglichen Trilogie ließ Kerr knapp fünfzehn Jahre vergehen, bevor er Bernie 2005 mit The One from the Other wieder auf Spurensuche schickte. Seitdem erschien jährlich ein neuer Bernie Gunther Roman. Meist sprang Kerr dabei in der Zeit hin und her, zeigte uns Bernie in der Nachkriegszeit, die Geschichten unterschnitten mit Ereignissen vor und während des zweiten Weltkrieges, und so fand er immer wieder Lücken in Bernies Leben, die sich mit einem spannenden Fall füllen ließen.

Schnüffler Bernie war wie ein Familienmitglied, das man nur einmal im Jahr sieht, aber sich immer drauf freut – so wie James Lee Burkes Dave Robicheaux und Billy Billy Bob Holland, Adrian McKintys Sean Duffy, Michael Connellys Harry Bosch, John Connollys Charlie Parker und einige andere.

Der letzte Bernie-Roman, Greeks bearing Gifts, erscheint 2018.

Der letzte, weil Philip Kerr diesen Monat im Alter von nur 62 Jahren leider verstorben ist.

Good night, Bernie. You’ll be sorely missed.

PS: Kerr hat sehr viel mehr als nur Romane über Bernie Gunther geschrieben: eine Kinderbuch-Reihe, ein gutes Dutzend Stand-Alone-Thriller und eine weitere Krimi-Serie im Fußball-Milieu der Gegenwart.

KING CONAN: CROWN OF IRON von John Milius

Veröffentlicht 23. März 2018 in Drehbuch, Kino

John Milius‚ Conan-Verfilmung von 1982,nach den Geschichten von Robert E. Howard, ist nicht nur Arnold Schwarzeneggers erste große Hauptrolle, sondern auch ein Klassiker des Fantasy-Film, voller großartiger Szenen und Momente und einem grandiosen Score von Basil Poledouris. Damals, als man noch keine gigantischen CGI-Armeen hatte und auch nicht brauchte, um solche Filme zu machen.

Einer meiner absoluten Favoriten. Pures Kino.

Gegen 2001 gab es kurzzeitig Hoffnung, dass Milius die lange angekündigte Fortsetzung King Conan, die das letzte Bild von Conan the Barbarian verspricht, drehen würde, produziert von den Wachowski-Schwestern, die damals durch den Erfolg der Matrix-Filme die Power hatten solche Projekte anzuschieben.

Inzwischen hat der bereits 74 Jahre alte John Milius einen Schlaganfall überlebt und es ist eher unwahrscheinlich, ob er noch mal für Conan hinter der Kamera stehen wird. Was es aber gibt, ist sein Drehbuch zu King Conan: Crown of Iron aus dem Jahr 2001. Eine direkte Fortsetzung seines Film von ’82, in dem Conan einen Sohn namens Kon mit einer Schneegöttin zeugt und erfolgreicher Feldherr der Aquilonier wird. Zum Dank krönen sie den Barbaren zum König von Zingara – und berauben ihn damit seines Mojos. Conan wird fett, faul und gefräßig, frönt Wein, Weib und Gesang und verliert seine barbarischen Instinkte, während die Aquilonier ihm den Sohn entfremden und zu seinem eigenen Nachfolger trainieren. Aber am Ende findet Conan seinen inneren Barbaren wieder und tritt gemeinsam mit Kon gegen seine durchtriebenen aquilonischen Herren an. Köpfe rollen und zwar nicht zu knapp.

Das Drehbuch endet mit der Ankündigung eines dritten Teils: Beneath My Sandaled Feet. Keine Ahnung, ob Milius die Geschichte jemals auch geschrieben hat, sie wäre aber sicherlich genauso schön zu lesen wie King Conan.

Gut möglich, dass es noch mal einen Film mit Arnold Schwarzenegger als King Conan geben wird, das Projekt hat inzwischen haufenweise andere Drehbuchautoren durchlaufen, aber ehrlich gesagt, der einzige Conan-Film, der mich interessiert, ist einer von John Milius.

Also bleibt sein Drehbuch King Conan: Crown of Iron und die Kraft der Vorstellung.

PS: Wer die Doku Milius über einen von Hollywoods großen Drehbuchautoren und Regisseuren nicht kennt, sollte das ändern.

TEASER für den nächsten Roman: DEAD MOUNTAIN

Veröffentlicht 16. März 2018 in Dead Mountain, Roman, Schreiben

Neues Jahr, neuer Roman.

Nach dem Hardboiled Crime vom Drecksnest und dem zweiten Weltkrieg von Es war einmal in Deutschland wieder ein Sprung im Genre – diesmal: Horror.

DEAD MOUNTAIN handelt von zwei Geschwistern, der sechzehnjährigen Henni und ihrem zehnjährigen Bruder Fabio, die den ersten Winter nach einem Zombie-Outbreak einigermaßen sicher in ihrem Elternhaus in den Alpen verbracht haben. Aber jetzt kommt der Frühling, der Schnee schmilzt, die Untoten werden mobiler, die Vorräte gehen aus – und dann taucht endlich wieder ein Erwachsener im Leben der Kinder auf …

Der Roman ist zwar fertig, aber bis zur Veröffentlichung müssen noch ein paar Schritte durchlaufen werden. Überarbeiten, korrigieren, noch mal überarbeiten, Korrektorat, Cover und so weiter und so fort. Dauert also noch ein Weilchen.

Bis dahin mal ein kleiner Appetithappen. Viel Spaß.

DEAD MOUNTAIN – KAPITEL 1:

Sie hören ihn bevor sie ihn sehen.

Oder riechen.

Henni bleibt stehen und sieht zu Fabio.

Die Hand des Jungen umklammert den mattschwarzen Sportbogen so fest, dass die Knöchel weiß hervortreten. Seine braunen Augen sind weit aufgerissen.

Sie lauschen.

Der Wind rauscht in den Bäumen, an deren Ästen die Blätter erst vor wenigen Tagen in voller Pracht zu sprießen begonnen haben.

Da ist es wieder.

Das Klingeln.

Ein Glöckchen.

Fabio runzelt die Stirn und Henni sieht, dass er etwas sagen will. Sie hebt eine Hand und schüttelt den Kopf.

Er schluckt die unausgesprochenen Worte wieder runter.

Das Klingeln wird lauter.

Für einen kurzen Moment schlägt ihr Herz nicht nur aus Angst, sondern auch aus Hoffnung schneller.

Doch dann hört sie die schweren, schlurfenden Schritte, die das klingelnde Glöckchen begleiten.

Das Fünkchen Hoffnung verglüht.

Sie überlegt, ob sie nicht einfach abhauen sollen, aber sie verwirft den Gedanken gleich wieder. Wenn sich einer von denen hier oben rumtreibt, nützt es nichts dem Problem einfach aus dem Weg zu gehen.

Die wilden Achtziger: Death Wish 3

Veröffentlicht 9. März 2018 in Allgemein, Filme

Der erste Death Wish aka Ein Mann sieht rot, nach dem gleichnamigen Roman von Brian Garfield, war ja noch ein halbwegs interessanter Versuch sich dem Thema Selbstjustiz anzunehmen. Aber schon im zweiten Film ging das aus dem Fenster. Nach dem Mord an seiner Frau wird in Teil 2 nun auch noch Paul Kerseys Tochter ermordet. Also lädt Charles Bronson als Kersey wieder durch, sucht und meuchelt die Killer, diesmal in Los Angeles. Schon dabei trug Bronson ungefähr soviel Emotionen zur Schau wie Chuck Norris.

1985 folgte dann Death Wish 3, wie Teil 2 produziert von der berühmt-berüchtigten Produktionsfirma Cannon-Films, die sich nach ihren Billiganfängen zu eigen gemacht hatte, Franchises zu übernehmen und Stars mit Geld zuzuscheißen (was über kurz oder lang dann auch zum Niedergang des Ladens führte).

Paul Kersey kommt nach New York zurück. Der Freund, den er besuchen will, wird kurz zuvor von einer Straßengang ermordet, die sich lustige Muster ins Gesicht malt. Natürlich wird Kersey zunächst verhaftet, weil man ihn für den Mörder hält und er lässt sich von den Polizisten im Revier verprügeln, ohne ein einziges Mal darauf hinzuweisen, dass er unschuldig ist. Kersey ist kein Freund vieler Worte. Lieber legt er sich in der Gemeinschaftszelle mit einem duschgeknallten Hünen an, der natürlich der Boss der Straßengang ist, die seinen Freund ermordet haben. Schließlich wird Bronson vom Polizeichef freigelassen, mit dessen Segen Selbstjustiz zu üben. Was Kersey dann den Rest des Films auch tut: mit riesigen Wummen, lustigen Fallen, einem alten MG und Raketenwerfern.

Alles an diesem Film ist schwachsinnig und herrlich zugleich. Die Gangs, die die Straßen beherrschen, sich allesamt aufführen wie wilde Tiere und aussehen wie eine Mischung aus Breakdancern und Endzeit-Irren aus einem Mad-Max-Film. Der Polizeichef, der Bronson auf die Gangs loslässt und gleichzeitig mahnt es nicht zu weit zu treiben. Die „Liebensgeschichte“ zwischen Bronson und der blonden Juristin, die nur dazu da ist, um noch einen weiteren Menschen zu ermorden, der Kersey nahesteht, auch wenn ihm das seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen ungefähr so nahegeht, als wäre er in Hundekacke getreten. Wobei mich persönlich so ein Tritt in Hundekacke ja schon mächtig wütend macht.

Scheißhausliteratur (15) DOWN THE LONG HILLS von Louis L’Amour

Veröffentlicht 8. März 2018 in Scheißhausliteratur

Den ersten Roman von Louis L’Amour habe ich als Kind/Teenager gelesen, als es noch die Western-Reihe aus dem Heyne-Verlag gab, in der viele Romane von bekannten Western Autoren wie L’Amour, Zane Grey, Max Hastings und vielen anderen erschienen sind.

Als ich Anfang der Neunziger das erste Mal nach Amerika reiste, begegneten mir Louis L’Amours Bücher dann wieder. Und zwar nicht in Buchhandlungen (obwohl es sie da auch gab und gibt), sondern in Supermärkten, in denen Drehregale voll mit den kleinen Taschenbüchern des Bantam-Verlags stehen. Mich faszinierten die schicken Pulp-Cover, die bereits eine eigene Geschichte erzählten. Ich kaufte einen, dann noch einen und zurück in Deutschland dann über die Jahre alle 89 Romane und 14 Kurzgeschichten-Sammlungen, die, wenn ich mich nicht irre, auch dreißig Jahre nach L’Amours Tod noch alle in print sind. Bis auf zwei oder drei Ausnahmen handelt es sich bei allen Büchern und auch bei den meisten Kurzgeschichten um Western. In den USA ist Louis L’Amour eine schriftstellerische Institution, er ist für Romane ein bisschen so etwas wie es John Wayne für Filme war. Aber seine Bücher werden weltweit gelesen und er gilt auch heute noch als einer der erfolgreichsten Schriftsteller aller Zeiten.

Kaum einer von L’Amours Romanen ist länger als zweihundert Seiten und er schrieb davon im Schnitt drei im Jahr. Überarbeitet hat er selten, eine Fassung und raus damit. Da bleiben manche Figuren und Handlungsstränge schon mal weniger ausgearbeitet, als man sich wünschen würde, aber das hat dem Erfolg der Bücher nie einen Abbruch getan.

L’Amours Helden sind fast immer identisch: aufrechte Naturburschen mit dem Herz am rechten Fleck und selten gebrochen. Das wäre eigentlich langweilig, aber was die Bücher auszeichnet ist ihre Authentizität. Man spürt, dass L’Amour die Zeit, die Lebensweise der Menschen und auch die Landschaften, die er beschreibt, sehr gut kennt. Tatsächlich hat er wohl viele Handlungsorte der Romane selbst erkundet, und so liest es sich dann auch. Die Stories sind mehr oder weniger immer ähnlich, Gut und Böse klar getrennt. Trotzdem zieht mich jede seiner Geschichten in kürzester Zeit in den Bann und das ist wohl eins der größten Komplimente, die man einem Autor machen kann.

Down The Long Hills ist einer der wenigen Romane, dessen Hauptfigur nicht der bereits erwähnte aufrechte Kerl ist, sondern ein Kind. Nach einem Indianerüberfall auf einen Wagentreck sind der siebenjährige Hardy Collins und die dreijährige Betty Sue die einzigen Überlebenden. Das Buch beschreibt den Überlebenskampf der Kinder in der Wildnis, bedroht von Indianern, wilden Tieren und Outlaws. Das ist geradlinig, spannend und, wie alles von L’Amour, schnell gelesen.

DRECKSNEST in den Kindle Lesewochen vom 26.02 bis 04.03.18 für 1,49 Euro

Veröffentlicht 26. Februar 2018 in Drecksnest, Roman

Mein erster Roman Drecksnest wurde ins Kindle Lesewochen Programm aufgenommen und das E-Book ist seit Mitternacht bis nächsten Sonntag um Mitternacht zum halben Preis erhältlich. Sprich schlappe 1,49 Euro. Nicht, dass der Normalpreis hoch wäre.

Drecknest war mein Versuch einen Western im Deutschland der Gegenwart zu schreiben. Spielt in Ostdeutschland. Könnte man also auch einen Ostern nennen. Nein, nicht Ostern mit Eiern, sondern Ostern mit Knarren.

Zur Einstimmung hier ein Auszug aus dem ersten Kapitel:

Die wilden Achtziger: SNAKE EATER mit Lorenzo Lamas

Veröffentlicht 25. Februar 2018 in Allgemein, Filme

In den Achtzigern, lange vor Internet-Trailern, waren die leeren Film-Boxen in den Videotheken die einzige Möglichkeit sich ein Bild von Filmen zu machen, vor allem denen, die das Licht des Lebens nur auf Video erblickten. All die billig runtergekurbelten Genre-Filmchen, von denen viele versuchten auf der Erfolgswelle eines großen Hollywood-Blockbusters zu reiten. Was waren da für Perlen dabei.

Einer, dessen beschissenes Cover mir immer wieder ins Auge fiel war Snake Eater mit Lorenzo Lamas, der damals durch Serien wie Falcon Crest und Renegade bekannt war.  Story: Ein Ex-Soldat, jetzt Bulle, muss seine von Rednecks entführte Schwester befreien und den Tod der Eltern rächen. Dirty Harry meets Rambo meets Deliverance.

Allein das ellenlange Intro, das nichts mit dem Rest des Films zu tun hat, ist Gold wert: Der obercoole Snake Eater (Sonnenbrille, Zigarillo) verführt als Undercover-Cop eine Gangsterbraut zum gegenseitigen Spriptease, damit es die obligatorischen Möpse zu sehen gibt. Und als dann die Komplizen der Gangsterbraut auftauchen, während der nackte Snake Eater die nackte Gangsterbraut vernaschen will, erledigt er die Typen mit Dschungelfallen a la Rambo, sprich Nägeln, die aus dem Boden schießen und Füße durchbohren. Fliehende werden von einem Netz gefangen.

Parallel dazu sehen wir draußen zwei wartende Cops, die uns erzählen, was wir wissen müssen: das ihr Kollege ein Elite-Soldat der berühmt-berüchtigten Snake-Eater- Einheit war – selbstverständlich einer der Besten. Außerdem pinkelt einer der beiden Bullen in einen Plastikbecher und schenkt ihn dann einem bettelnden Obdachlosen, der den Inhalt für Kaffee hält. An Humor wurde also auch gedacht.

Anschließend fährt der Snake Eater (natürlich auf einem Chopper) in seine Lieblings-Bar. Kurz davor muss er einem Kind ausweichen, stürzt und fliegt in einem Salto auf die Terrasse der Bar. Bei der Landung zertrümmert er einen Tisch und das Bier eines hünenhaften Bikers. Der Biker-Hüne findet das gar nicht witzig und schüttet dem Snake Eater ein Bier in den Schoß. Das kann der wiederum nicht auf sich sitzen lassen. Es folgt eine ungelenke Prügelei, in der der Snake Eater dem Biker eine Filmbierflasche nach der andern auf dem Kopf zerdeppert. Irgendwann ist der Kampf vorbei, der Snake Eater will endlich sein wohlverdientes Bier zischen, da erscheint ein Polizist und sagt ihm, dass seine Eltern ermordet wurden und seine Schwester verschwunden ist. Scheiß-Tag.

Scheißhausliteratur (14) ANGSTMÖRDER von Lorenz Stassen

Veröffentlicht 22. Februar 2018 in Scheißhausliteratur

Mal ganz ehrlich. Ich bin, abgesehen von den obligatorischen Ausnahmen, kein Freund von deutschen Krimis, weder im Fernsehen noch bei Büchern.Und Angstmörder habe ich auch nur gelesen, weil ich den Autor Lorenz Stassen kenne, der nämlich ebenfalls hauptberuflicher Drehbuchautor ist (ein Interview mit ihm ist hier zu finden).

Aber das mir der Roman gut gefallen hat, sage ich nicht nur, weil ich Lorenz kenne (sonst würd ich nämlich einfach gar nichts drüber schreiben).

Angstmörder erzählt vom erfolglosen Kölner Anwalt Nikolas Meller (ja Meller, nicht Möller oder Müller), der zum ersten Mal einen Mörder verteidigt und dabei mit einem Serienkiller, dem „Angstmörder“, aneinandergerät. Die Handlung spielt in Köln, aber Angstmörder ist kein Regionalkrimi, der krampfhaft versucht Lokalkolorit zu inkooperieren. Hat er auch nicht nötig, denn seine Story trägt liest sich locker weg.

Erstens weil Autor Stassen zu plotten weiß und zweitens, weil er mit dem gebürtigem Russen Nikolas und seiner neuen, einarmigen Mitarbeiterin Nina zwei Figuren geschaffen hat, denen man gerne durch die Story folgt, auch wenn mich ihre aufblühende Liebesgeschichte noch nicht so überzeugt hat. Aber wer weiß, das kann noch kommen, denn die nächsten Geschichten um Nikolas und Nina sind bereits in Arbeit.

Interviews mit Drehbuchautoren 11: LORENZ STASSEN

Veröffentlicht 5. Februar 2018 in Interview, Schreiben

Neues Interview. Heute mit Lorenz Stassen.

Vor zwanzig Jahren, ich hatte gerade als „bezahlter“ Drehbuchschreiber angefangen, da klingelte eines Abends das Telefon und am anderen Ende war Lorenz, der meine Nummer von meiner damaligen Agentin hatte. Lorenz hatte ein Drehbuch geschrieben (ich glaube, es war das im Interview erwähnte Krautboys) und wollte einfach mal mit einem anderen Anfänger über das Drehbuchschreiben quatschen.

Zwanzig Jahre später telefonieren wir immer noch, jetzt darüber wieviel Spaß uns das Schreiben von Romanen macht. Lorenz‘ Erstling, ein Thriller namens Angstmörder, ist kürzlich bei Heyne erschienen.

Aber hier und heute reden wir wieder übers Drehbuchschreiben:

Wie bist du zum Drehbuchschreiben gekommen? Studium? Zufall? Früh? Spät? Weil du nix Richtiges gelernt hast? Erzähl mal von deinem Werdegang.

Ich habe nach dem Realschulabschluss zuerst was Richtiges gelernt: Chemielaborant bei Bayer. Aber ich wollte nicht mein ganzes Berufsleben lang im Labor stehen, deshalb wechselte ich Anfang der Neunziger in die Fernsehbranche. – Zuerst wollte ich natürlich Regisseur werden, habe aber schnell Abstand von dieser Idee genommen. Die Arbeit am Set finde ich schrecklich. Schreiben ist Kopfkino, darauf hatte ich Lust.

Was war das erste Drehbuch, das du geschrieben hast?

Freunde und ich haben, als wir sechzehn Jahre alt waren, eine Persiflage auf James-Bond-Filme gedreht. Auf Super-8, das waren noch Zeiten. Dafür habe ich mein erstes Drehbuch geschrieben.

Was war dein erstes Drehbuch, für das du bezahlt wurdest?

Das erste Drehbuch, für das ich bezahlt wurde, hieß: Der Sensenmann als Hochzeitsgast, die Adaption eines John-Sinclair-Romans im Auftrag von RTL.

Trash pur, aber lustig.

Was war dein erstes verfilmtes Drehbuch?

Das erste verfilmte Drehbuch hatte den Titel Krautboys und dafür habe ich kein Geld bekommen. Es war die Vorlage für einen Very-Low-Budget-Film, der in Hagen gedreht wurde! (Ich weiß nicht, ob du, Stefan Barth, diese Stadt kennst?)

Der Film kam mit einer einzigen Kopie ins Kino und wir hatten am Ende über tausend Zuschauer.