Stefans Horroktoberfest 2017 – Tag 22: THE LOST BOYS von Joel Schulmacher

Veröffentlicht 22. Oktober 2017 in Horroktoberfest

Ich glaube, es war 1987, als ich mit meinem Kumpel Pelle nach München zum fantastischen Filmfest fuhr. Wir übernachteten bei einem Bekannten von Pelle, dem Comic- und Drehbuchautor Rochus Hahn, bei dem auch noch so illustre Gestalten wie ein Comic-Zeichner namens Bilder-Mickey und Autor/Regisseur Andreas „Snake“ Marschall nächtigten.

Letzterer hatte damals eine blond gefärbte Mähne und eine heiße Gruftie-Freundin. Eines alkoholgeschwängerten Abends entwickelte Pelle den Plan, sich mit Hilfe eines Wischmops als Snake zu verkleiden und sich zu besagter Gruftie-Braut ins dunkle Zimmer zu schleichen, in der Hoffnung, dass sie den Unterschied zwischen Wischmob und Original nicht bemerken würde. Es blieb bei natürlich bei einem Plan, aber wir lachen heute noch drüber.

Okay. Ich schweife ab.

Zwei Filme sind mir vom besagten Filmfest im Gedächtnis geblieben: Joe Dante’s Innerspace und eben The Lost Boys von Joel Schumacher.

Sleep all day. Party all night. Never grow old. Never die. It’s fun to be a Vampire.

Zwei Brüder ziehen mit ihrer Mutter zu ihrem Großvater in die kalifornische Küstenstadt Santa Clara. Der ältere Michael (Jason Patric) verknallt sich in eine mysteriöse Schönheit (Jami Gertz), die mit einer örtlichen Biker-Clique unter Führung von Kiefer Sutherland rumhängt. Dumm für Michael, dass es sich bei den jungen Bikern um Vampire handelt. Aber zum Glück hat auch sein jüngerer Bruder Sam (Corey Haim) neue Freunde gefunden: die Frog-Brothers (Corey Feldman, Jamison Newlander), die im örtlichen Comicshop arbeiten und behaupten Vampirjäger zu sein …

Joel Schuhmachers Film ist ein leichtfüßiger Horror-Spaß mit Teenie-Vampiren im Achtziger Glamour-Look. Mehr Komödie als Horror. Geschrieben von Jeffrey Boam, einem bereits verstorbenen Drehbuchautor, dessen rasante und humorgespickte Actionschreibe damals Hochkonjunktur hatte (Lethal Weapon 2 & 3, Indiana Jones and the Last Crusade, der oben genannte Innerspace). Dazu gibt’s einen für diese Zeit üblichen Pop/Rock Soundtrack.

Random Fact: Die langhaarigen Vampire aus The Lost Boys waren für mich der Anlass mir damals die Haare lang wachsen zu lassen.

Stefans Horroktoberfest 2017 – Tag 21: THE NIGHT COUNTRY von Stewart O’Nan

Veröffentlicht 21. Oktober 2017 in Horroktoberfest

Noch so ein Buch, an das ich mich nicht mehr im Detail erinnere, nur daran, dass es mich sehr beeindruckt hat. The Night Country zu Deutsch Halloween, von Stewart O’Nan, ist eine melachonische, traurige und extrem stimmungsvolle Geistergeschichte.

Bei einem Verkehrsunfall in der Halloween-Nacht sterben drei Teenager; zwei überleben, der eine, Tim, unverletzt, der andere, Kyle, entstellt und mit Hirnverletzungen. Die Überlebenden leiden, nicht nur Tim und Kyle, sondern auch der Polizist Brooks, der sich seit dem Unfall schwere Vorwürfe macht. Genau ein Jahr später, wieder zu Halloween, kehren die drei Toten, darunter Tims Freundin Danielle, als Geister zurück, um die (Über)Lebenden zu besuchen …

The Night Country ist kein Horrorroman, streng genommen nicht mal eine klassische Geistergeschichte, wie ich eingangs geschrieben habe. Eher ein grimmiges, herzzerreißendes Drama über die Tragik des Lebens. Denn auch, wenn die Geschichte aus der Perspektive der Geister erzählt wird, geht es um die Lebenden und darum, was der Autounfall mit ihnen anrichtet.

Und wie die meisten Sachen von Stewart O’Nan ist es wunderschön geschrieben. Und wie bei den meisten seiner Romane braucht O’Nan nur halb so viele Seiten dafür, wie manch anderer Autor.

Stefans Horroktoberfest 2017 – Tag 20: THE TOMB OF DRACULA von Gene Colan & Marv Wolfman

Veröffentlicht 20. Oktober 2017 in Horroktoberfest

Marvels The Tomb of Dracula-Comics aus den Siebzigern sind ein großer Spaß.

Nicht nur weil im Marvel-Transylvanien Deutsch gesprochen wird und alles ein bisschen aussieht wie in Bayern.

Es sind knallbunte, dynamische Comics, die alle Einflüsse, von Bram Stokers Roman über die Universal-Klassiker bis hin zu den Hammer-Filmen in einen Topf werfen und als Marvel-Actionspektakel neu verwursten.

Comics aus der Zeit, in der die Charaktere jedes Panel gnadenlos mit theatralischem Dialog vollquatschen und ihre Auftritte immer vollmundig ankündigen, so wie Blade, der hier zum ersten Mal in Erscheinung trat.

Hauptfigur ist Frank Drake, ein Nachfahre von Dracula, aber kein Vampir, der zögerlich das Familienerbe antritt und zum Schloss Dracula in Transylvanien reist. Doch Drakes hinterhältiger Freund Clifton erweckt aus Dummheit und Gier den von Abraham Van Helsing getöteten Dracula wieder zum Leben und wird dessen treuer Diener, so wie der irre Renfield in Stokers Roman. Als Franks Freundin von Dracula zur Vampirin gemacht wird und er sie töten muss, schließt sich Frank Rachel Van Helsing, der Enkelin von Abraham Van Helsing und dem an den Rollstuhl (einen der Holzpflöcke verschießt) gefesselten Quincy Harker  an, um den Blutgrafen zur Strecke zu bringen.

Und das hat Frank Drake sieben Jahre und siebzig Ausgaben lang, von 1972 – 1979 versucht. Die gesammelten The Tomb of Dracula Comics sind auf Deutsch in zwölf Ausgaben bei Panini erschienen, oder man gönnt sich die drei englischen Trade Paperbacks.

Stefans Horroktoberfest 2017 – Tag 19: THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE von Tobe Hooper

Veröffentlicht 19. Oktober 2017 in Horroktoberfest

Als ich  The Texas Chainsaw Massacre vor über 30 Jahren das erste Mal sah, war ich nicht sonderlich beeindruckt. Wird wohl einer dieser Videoabende gewesen sein, wo die Kumpels und ich uns bevorzugt Horrorfilme reinzogen. Bei The Texas Chainsaw Massacre waren wir damals enttäuscht, weil der Streifen vom erst kürzlich verstorbenen Tobe Hooper nicht den Splatter lieferte, den der Titel vermeintlich versprach. Wahrscheinlich ließ uns auch die beinahe dokumentarische, vordergründig ungeschliffene Machart kalt (und wahrscheinlich sind wir zwischendurch auch öfter in die Küche Bier holen gegangen). Jedenfalls war der Ruf des Films immer größer, als der Eindruck, den er damals bei mir hinterlassen hatte.

Vor ein paar Tagen habe ich – älter und reifer (irres Gelächter) – den Film noch einmal gesehen. Und was soll ich sagen. The Texas Chainsaw Massacre ist ein Knaller. Ein absoluter Knaller, der die Bezeichnung Schocker wirklich verdient. Kein filmisch hochpolierter Torture-Porn, der sich in expliziten Gewaltdarstellungen suhlt, sondern ein schmutziges, semi-dokumentarisches Filmchen über fünf junge Leute, die an eine Familie von kannibalischen Hinterwäldern geraten und massakriert werden. Eine Story, die das Horror-Genre über die Jahrzehnte bis zum Erbrechen kopiert hat.

Hoopers Film von 1973  ist so hervorragend simpel. Fünf Charaktere, die eigentlich nicht mehr sind, als Geschlechter und Namen: zwei Frauen, drei Männer, einer davon im Rollstuhl. Die einzige Form der Charakterisierung ist die Tatsache, dass Sally (Marylin Burns) und der Rollstuhlfahrer Franklyn Geschwister sind. Die Schockmomente des Films funktionieren ohne Inszenierungs-Tricks aus dem Horror-Handwerkskasten. Das ungeschriebene Drehbuchgesetz will ja eigentlich, dass die „Heldin“ eines solchen Films ab einem gewissen Punkt zurückschlägt und ihre Peiniger genauso brutal massakriert wie die ihre Freunde.Aber Marylin Burns macht nichts anderes, als zu fliehen und zu schreien (sie schreit die letzten fünfzehn Minuten beinahe ununterbrochen). Das macht den Film umso realistischer und nervenaufreibender.

Dazu die Tatsache, dass Tobe Hooper mehr oder weniger ohne Splatter-Effekte auskommt, man anschließend aber den Eindruck hat, man habe die abscheulichen Greueltaten von Leatherface viel detaillierter gesehen. Die Gewalt des Films findet hauptsächlich im Kopf des Zuschauers statt. Umso interessanter die Tatsache, dass er in Deutschland, wie so viele andere seiner Zeit, seit 1982 indiziert war und wegen Gewaltverherrlichung beschlagnahmt wurde. Die Beschlagnahme ist erst seit 2011 auf Betreiben von Turbine Medien, die den Film inzwischen in diversen liebevollen Editionen als Blu-Ray veröffentlicht haben, wieder aufgehoben.

Stefans Horroktoberfest 2017 – Tag 18: ALICE MATHESON von Jean-Luc Istin & Philippe Vandaële

Veröffentlicht 18. Oktober 2017 in Horroktoberfest

Alice Matheson ist noch ein Beispiel dafür, wie man dem Thema Zombies wieder eine neue Seite abgewinnen kann.

In dem Comic der Franzosen Jean-Luc Estin (Text) und Philippe Vandaele (Zeichnungen) geht es um die britische Krankenschwester Alice Matheson und den plötzlichen Ausbruch einer Zombie-Epidemie in London, der im Krankenhaus, in dem Alice arbeitet, seinen Ursprung zu haben scheint. Das Besondere daran: Alice ist ein gefühlloser Todesengel, eine Frau, die perverse Befriedigung darin findet schwerkranke Menschen zu töten. Bislang ist sie nicht aufgeflogen, aber dank der Zombie-Plage und der offiziellen Suche nach deren Ursache, könnte sich das ändern…

Hier wird das Zombie-Thema nicht als große Apokalypse angegangen, wie in fast allen anderen Beitragen zum Genre, sondern eher als Thriller (fliegt Alice auf, wer steckt hinter dem Outbreak?), aber natürlich mangelt es nicht an den üblichen Zombie-Szenen. Definitiv eine Abwechslung.

 

Stefans Horroktoberfest 2017 – Tag 17: MONSTERS IN THE MOVIES von John Landis

Veröffentlicht 17. Oktober 2017 in Horroktoberfest

Großartiges Coffeetable-Book von John Landis, in dem uns der Regisseur von American Werwolf, Blues Brothers und anderen Klassikern mit großformatigen Bildern und wenig Text die Monster der Filmgeschichte und die Streifen in denen sie auftauchen vorstellt.

  

Von Vampiren, Werwölfen und Zombies über Außerirdische, menschliche Monster, den Teufel, verrückte Wissenschaftler, Nazi- Monster, Drachen, Mutanten und und und. Landis lässt wirklich nichts aus, von den großen Klassikern und weltbekannten Filmen bis hin zu vielen kruden Machwerken wie zum Beispiel Elsa, She-Wolf of the SS, über den Landis salopp schreibt: „… a sordid piece of crap.“

Dazwischen gibt’s kurze Interviews mit Genre-Größen wie Joe Dante, Guillermo Del Toro, Sam Raimi, Ray Harryhausen und anderen.

Stefans Horroktoberfest 2017 – Tag 16: NIGHT OF THE LIVING DEAD von George A. Romero

Veröffentlicht 16. Oktober 2017 in Horroktoberfest

„They’re coming to get you, Barbara!“

Night of the Living Dead aus dem Jahr 1969, der erste Film des kürzlich verstorbenen George A. Romero, ist die Geburtsstunde des Zombie(films), wie wir ihn heute kennen.

Eine Gruppe von Menschen findet sich in einem einsamen Farmhaus in Pennsylvania von zum Leben erwachten Toten umzingelt, die nur eins wollen: die Lebenden fressen. Der Kampf ums Überleben beginnt…

Wie Tanz der Teufel wurde auch dieser Meilenstein des Genres von allen Beteiligten für kleines Geld in ihrer Freizeit gedreht.

Die große Tragik für Regisseur und Co-Autor Romero lag in der Tatsache, dass der damalige Filmverleih nach einer Titeländerung vergaß den Film mit einem Urheberrechts-Hinweis zu versehen, so dass Night of the Living Dead in den USA ein gemeinfreies Werk war. Das heißt, jeder konnte und kann den Film oder Teile davon für seine Zwecke verwenden, ohne das Romero und Russo jemals Tantiemen dafür gesehen haben.

Wer Zombies liebt und Romero’s Schwarzweiß-Klassiker nicht kennt, schuldet es sich (und Romero), dass nachzuholen.

1990 produzierte Romero selbst ein gelungenes Remake unter der Regie von Maskenbildner Tom Savini, dass sich eng an das Original hält und trotzdem ein paar neue Aspekte findet. Gutes Companion-Piece für ein Zombie-Double-Feature im Horroktober.

Stefans Horroktoberfest 2017 – Tag 15: PET SEMETARY von Stephen King

Veröffentlicht in Horroktoberfest

Schon wieder Altmeister Stephen King in seiner Blütezeit.

Die Familie des Arztes Louis Creed bezieht ein neues Haus in Maine. Als die von allen geliebte Familienkatze stirbt führt ein Nachbar Louis zu einem alten Indianerfriedhof, von dem angeblich beerdigte Tiere lebend zurückkehren.

Und tatsächlich. Die tote Katze der Creeds kommt zurück. Lebendig, aber anders.

Bald wünscht sich Louis er hätte das Tier tot sein lassen.

Und dann ist die Katze nicht das einzige tote Familienmitglied.

Einmal mehr und wider besseren Wissens trägt Louis Creed einen Leichnam zum Pet Semetary…

Pet Semetary, zu Deutsch Friedhof der Kuscheltiere, ist eins von Kings unheimlichsten, dunkelsten und deprimierendsten Büchern, mit einem unvergesslichen Ende.

„Darling.“

Stefans Horroktoberfest 2017 – Tag 14: WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN

Veröffentlicht 14. Oktober 2017 in Horroktoberfest

Noch so ein unvergesslicher Streifen, den ich das erste (und in diesem Fall das bislang letzte) Mal gesehen habe, als es noch die ARD-Sportschau und das Wort zum Sonntag gab, bevor der Spätfilm ausgestrahlt wurde.

Unvergesslich, obwohl ich mich eigentlich nur noch an zwei Momente erinnern kann.

Die Szene, in der Donald Sutherland mit seiner Frau Julie Christie schläft, während ihr gemeinsames Kind draußen im Garten im Teich ertrinkt.

Und der Schluss.

Der Zwerg.

Der gottverdammte Zwerg im roten Mantel.

Mehr will ich zu dem Film von Nicolas Roeg gar nicht sagen.

Außer, dass er zu dem unheimlichsten gehört, was ich je gesehen habe.

Stefans Horroktoberfest 2017 – Tag 13: Something Wicked This Way Comes von Ray Bradbury

Veröffentlicht 13. Oktober 2017 in Horroktoberfest

Neben dem bereits erwähnten The Halloween Tree ist Something Wicked This Way Comes, zu Deutsch Das Böse kommt auf leisen Sohlenein weiteres perfektes Oktober-Buch von Ray Bradbury.

Pünktlich zum Herbst zieht ein Jahrmarkt in die Kleinstadt Green Town, in der die beiden dreizehnjährigen Freunde Jim und Will leben. Der Jahrmarkt und sein Besitzer, Mr. Dark, dessen Körper voll mit sich verändernden Tätowierungen ist, üben eine unheimliche Faszination auf die beiden Jungen aus. Sie finden heraus, dass es ein Karussell gibt, das das Alter von Menschen verändern kann – aber diejenigen, die der Versuchung erliegen es zu besteigen zahlen einen hohen Preis dafür. Bald geraten auch die beiden Freunde und Wills alternder Vater ins Visier des „illustrated Man“ und seines Jahrmarkts…

Magisch, melancholisch, unheimlich, nostalgisch und absolut empfehlenswert.